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Lake Ngami Durchquerung - das nasse Dead Vlei

Titel Lake Ngami Durchquerung

Als Afrikaquerer Paul Graetz am 14. Februar 1909 mit seinem von Ochsen gezogenem Auto am Lake Ngami vorbeikam, fand er nur eine hohe Schilfwand vor. Seine Benzinvorräte in Toteng waren nicht sachgerecht gelagert gewesen - er hatte sich auch um 1 1/2 Jahre verspätet - und die gemieteten Ochsen mussten noch 80 Meilen weiter durchhalten bis zur Polizeistation Kuke, wo auch heutzutage der Maul- und Klauenseuche Checkpoint des Veterinärzaunes ist.

1849 wurde der Ngamisee von einer Gruppe um Dr. David Livingstone zum ersten Mal durch Europäeraugen gesehen und beschrieben. Livingstone schätze den Umfang auf 275 km. Da er allerdings sehr flach war, schied er bereits für ihn als kommerzieller Entwicklungsweg durch Schiffe aus.

Auch der große Showmann Farini "Trough the Kalahari Desert" London 1886 behauptete, dort gewesen zu sein und hat dann auf den Rückweg die "Lost City of the Kalahari" entdeckt. (Hinweis für Erckertianer: die Lost City wurde dorthin fabuliert, wo wir das existierende Gefechtsfeld vermuten). 

Graetz nutzte die Karten des Landschaftsgeographiebegründers Siegfried Passarge (nach dem auch die Passarge Pan im Central Kalahari Game Reserve benannt ist) aus dessen Die Kalahari. Versuch einer physisch-geographischen Darstellung der Sandfelder des südafrikanischen Beckens, Textband, Dietrich Reimer, Berlin 1904

Umso größer war die Enttäuschung, das der See jetzt trocken war - sonderbarer See - und Graetz durstig. Der australische Mechaniker und Chauffeur Henry Gould löschte seine Durstverzweiflung mit ein paar Schluck Benzin, keine gute Idee. Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Im Hintergrund Myriaden von Moskitos. Dann Nierenschmerzen und Fieber. Ein dreitägiges Krankenlager begann.

Abends kam ein Häuptling eines nahegelegenen Dorfes angeritten und besorgte Wasser, Milch und Eier.

Auch heute noch ein gewöhnlicher Anblick. Hier, im Dezember 2016 ein Herero, Nachfahre des 1904 aus Deutsch-Südwestafrika geflüchteten Rinderzüchter-Stammes, bei der Inspektion seiner Rinder. Ein kleines Geschenk aus der alten Heimat für ihn.

Erst am späten Nachmittag des 18. Februar ging es für Graetz weiter, um am 20. Februar 1909 nachmittags den Ort Bodibeng am Ende des Lake Ngamis zu erreichen.

Anfahrtbeschreibung: Von Maun auf der A3 kommend nach Toteng links abbiegen.

Abzweig alte Ghanzi Road: S 20° 21.412’ O 22° 57.232’

Hier geht es dann über zwei kleine Wasserzulaufbrücken auf eine gut ausgebaute Straße zu einem größeren Steinbruch.

Durch Fluss Kunjere: S 20° 21.884’ O 22° 57.387’

Dem Weg nach rechts zur Ortschaft Bothathogo folgen, um näher an den See heranzukommen.

Abzweig Bothathogo  S 20° 23.000’ O 22° 57.269’

Die Straße wird schmutziger und immer wieder gibt es rinderkackebesäumte Abzweigungen nach rechts an den See.

Folge der Spur der Rinderkacke, ein alter Spruch aus der Schutztruppenzeit, und wir taten genau das. Näher an den See.

S 20° 28.323’ O 22° 50.826’

Ein Rind auf dem Web zur Arbeit:

Je dichter wir an den See kamen, desto unheimlicher wurde es. Baumleichen säumten unseren Weg. 1966 war der See bereits wieder einmal vollkommen ausgetrocknet, Bäume wuchsen vom Uferrand in den trockenen See hinein, wuchsen und wuchsen 33 Jahre, um dann nach den guten Regenfällen 1989 im Wasser des wieder auferstandenen Sees zu ersaufen.

Während der Ngamisee gewöhnlich bis zu 50 Quadratkilometer misst, dehnte er sich 2009 nach ergiebigen Regenfällen in Angola auf etwa 115 Quadratkilometer aus, 2011 gar auf 240 Quadratkilometer.

2014 wurde sogar eine Lodge-Konzession am See mit Wasserskimöglichkeit ausgeschrieben, eine öffentliche Bootstation und verschiedene Standorte für privater Campingplätze angedacht. Da einer der bekanntesten Radiomoderatoren Botswanas allerdings bei einer Rundfahrt im Bötchen mit potentiellen Käufern ertrank, hat sich das nicht realisiert. Die Umweltverträglichkeitsstudie dazu ist immer noch nicht veröffentlicht.

Die Szenerie wurde zunehmend surrealistischer, man fuhr durch ein Gemälde. Doch war es noch Max Ernst oder schon Zdzislaw Beksinski?

Wasser ist Leben. Es wurde freundlicher. Rinder an der Tränke. Kühe leben friedlich in Rudeln miteinander im Wald.

So ein Rinderleben ist hart. Kaum kommt ein Nachwuchs, schon sind 4 Mägen mehr zu stopfen und das Gras ist auf der anderen Seite immer grüner.

Dazu wagt man sich manchmal zu tief ins Wasser und dann bleibt auch mal eine dieser Prärie-Austern unrettbar stecken.

Gerne hätte ich eine herzallerliebste Geschichte zu diesem Anblick erzählt, in etwa: "Innerhalb von drei Wochen nach der Empfängnis laicht die Kuh in einer abgelegenen Wiese ab und bedeckt die zwei- bis sechstausend Eier mit einer Lage Dung, der die Eier warm und geschützt umschließt. Die nach zwei Monaten schlüpfenden Jungtiere sind ungeschützt und streben instinktiv dem Wald zu, ein Weg, den sie ihr ganzes Leben nicht vergessen werden."

Aber tatsächlich wurden wir Zeuge von Apocalypse Cow!
The Cow, the Music, the madness  AMooDeus! Everything is real.
Wir haben Sie noch schnell "Patty" genannt, das war alles, was wir für sie tun konnten.
Aus Aktion Sorgenrind wurde schnell wieder Aktion Mensch.

Wieder zurück zur Hauptstraße nach diesem schaurigen Schauspiel. Kurz vor Erreichen der Ortschaft Bothathogo führt hinter einem Gehöft ein deutlicher Weg nach rechts zum See. S 20° 33.061’ O 22° 44.895’ 

Im Navi hilft dann dafür eine Eingabe  "Sehitwa"

Es wurde immer feuchter, immer dystopischer, Baumleichen säumten unseren Weg. Aber der Untergrund war noch wie vor sehr fest, kein Monoko, und so trieben wir die Fahrzeuge weiter voran.

S 20° 31.055’ O 22° 43.526’ 

Das Ziel, die Ortschaft Sehitwa ist im Hintergrund schon zu sehen. Doch das Wasser wurde immer tiefer.

Doch dann ging es nicht mehr weiter. Wir hätten es mit unserem Schnorchelauto vielleicht noch schaffen können. Aber die Allradfahrzeuge hinter uns hatten keinen. Es alleine zu schaffen ist keine gute Gruppenlösung. Also, Abschiedsphoto und dann die ganze Kolonne rückwärts zum Seebeginn, um dann bei Bodibeng wieder auf die Teerstraße zu kommen.

Mensch, was haben uns Abkürzungen schon Zeit gekostet. Aber die Erlebniswerte sind dabei immer besonders hoch.

Der Lake Ngami ist einer von Botswanas 12 IBA (Important Bird Areas), selbst wenn halbwegs trocken, auf Grund seines Rückzugsstatus für viele seltene Arten. Manchmal sind 1% der Weltbevölkerung dieser Arten gleichzeitig am See.

Zwei Jahre später, Ende November 2018 gab es die nächste Möglichkeit, eine Durchquerung anzugehen. Es war ein sehr trockenes Jahr ohne herausragende Regenfälle im westlichen Teil Botswanas. Und wir haben ja schon erfahren, dass es in den letzten 170 Jahren dokumentiert ständig schwankende Wasserstände für den Lake Ngami gibt. Frau Dr. Kelebogile B. Mfundisi untersucht das wissenschaftlich. So sieht trocken aus:

So sieht trocken aus, wenn es ein ambitionierter Drohnenphotograph als Beweis für einen Klimawandel propagiert, er aber die letzten 150 Jahre nicht recherchiert hat. Ach, wenn Bilder Wahrheit sprechen könnten:

Hier, unser alter Platz bei der versenkten Kuh von 2016. Wenn man das Ohr ganz nah in Richtung Schädel hält, meint man, das verzweifelte Röhren des unhelfbaren Rindes noch entfernt hören zu können.

Hier läuft einem das Wasser schon wieder mehr im Munde zusammen. Feuchtgebiete in Sicht.

Der gemeine Walzling

 

Wir empfehlen jedem, diese "Abkürzung" durch den geschichtsträchtigen See zu machen. Es ergänzt eine Reise um eine weitere phantastische Komponente, die nichts kostet!

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